Wirtschaftsinformatiker

wirtschaftsinformatiker
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Berufsbild

Der Beschreibung der Arbeitsagentur folgend ist der Wirtschaftsinformatiker vorranging für die Lösung von betriebswirtschaftlichen Problemen zuständig. Dies tut er mithilfe von Informations- und Kommunikationssystemen (1). Diese sehr grob gehaltene Beschreibung zeigt, wie breit gefächert die Aufgaben sind, die in diesem Berufsfeld anfallen, da in der heutigen Zeit fast jede Aufgabe durch Computer, Handys und Datenbanken unterstützt werden können.

Etwas konkreter wird die Beschreibung dann, wenn die zweite Aufgabe des Wirtschaftsinformatikers hinzugenommen wird: er soll das Bindeglied zwischen Management und der IT-Abteilung sein und nimmt so eine Schnittstellenfunktion ein (2).

Werden die beiden Aussagen kombiniert, so zeigt sich, dass der Wirtschaftsinformatiker die spannende Rolle eines Übersetzers zwischen zwei Welten einnimmt: Auf der einen Seite die Welt der Informationstechnologie, in der programmiert, Datenbanken gepflegt und Informationssysteme miteinander vernetzt werden. Auf der anderen Seite liegt die Welt der Betriebswirtschaft, in der es genauso um Umsätze und Buchhaltung geht wie um Mitarbeiterführung und Motivation.

Der Wirtschaftsinformatiker muss in seiner Ausbildung lernen, mit beiden Welten zu kommunizieren. So kann er aus den Zahlen und Daten, welche in den IT-Systemen eines Unternehmens gespeichert sind, wertvolle Informationen für das Management ableiten, auf deren Basis wiederum strategische Entscheidungen getroffen werden können. Andersherum muss er Anforderungen des Managements verstehen und so kommunizieren können, dass Programmierer und Administratoren die richtigen Anpassungen an den Systemen vornehmen, um das gewünschte Ergebnis zu bewirken.

Ein Wirtschaftsinformatiker ist kein Experte und wird schwerlich an die Fähigkeiten eines Informatikers oder Managers in ihren jeweiligen Fachgebieten herankommen – in seiner Funktion als Mittelsmann ist er aber nicht zu ersetzen.

Ausbildung und Werdegang zum Wirtschaftsinformatiker

Studium der Wirtschaftsinformatik

Das Studium der Wirtschaftsinformatik ist mittlerweile an vielen Universitäten und Hochschulen in ganz Deutschland möglich. Allein in der Übersicht der Zeit sind schon über 90 Bachelorstudiengänge für das Fach Wirtschaftsinformatik zu finden (3). Hinzu kommen diverse Möglichkeiten, das Studium durch einen Master zu erweitern und sich so auf ein bestimmtes Fachgebiet zu spezialisieren.

Im Bachelorstudiengang werden die Grundlagen erlernt, die für das zukünftige Arbeitsleben benötigt werden. Aus den beiden Bereichen Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Informatik werden die Kernkompetenzen herausgelöst und in einem Studiengang vereint. Neben grundlegenden Studienfächern wie Mathematik und Statistik können die meisten Fächer der Studiengänge einem der beiden übergeordneten Bereiche zugeordnet werden:

  • BWL: Finanzwirtschaft und Buchführung
  • BWL: Kosten- und Leistungsrechnung
  • BWL: Unternehmensführung und Organisation
  • Informatik: Programmiersprachen und Software-Entwicklung
  • Informatik: Datenstrukturen und Algorithmen
  • Informatik: Datenbanksysteme

Diese Liste wird von den Universitäten und Hochschulen durch zusätzliche Fächer abgewandelt oder erweitert. Jede Lehranstalt legt andere Schwerpunkte, wodurch unterschiedliche Anteile an BWL und Informatik Fächern im Studiengang vorkommen. Hier sollte bei der Auswahl auf den jeweiligen Studienverlaufsplan geachtet werden.
Eine weitere Möglichkeit ist ein Duales Studium der Wirtschaftsinformatik. In Kooperation mit einem Unternehmen wechseln die Studenten dann im 3-Monats-Rhythmus zwischen Hochschule und Unternehmen und können so ihre gelernten Kenntnisse sofort anwenden. Vorteil ist die Finanzierung des Studiums durch das beteiligte Unternehmen. Diese kommt aber mit einem erhöhten Aufwand und dem Wegfall des klassischen Studentenlebens (4).

Dauer des Bachelorstudiums

In der Regel dauert der Bachelor Wirtschaftsinformatik 6 Semester. Es gibt jedoch einige Universitäten und Hochschulen, die 7 oder mehr Semester ansetzen. Ein häufiger Grund hierfür sind zusätzliche Praxissemester und/oder Praktika in Unternehmen, die den Studenten die Möglichkeit geben, eigene Erfahrungen zu machen und erste Einblicke in die Arbeitswelt zu erhalten.

Abschluss und Ausblick als Absolvent

Mit dem Abschluss des Bachelorstudiums ist es möglich, direkt in den Beruf zu starten. Viele Unternehmen suchen nach Wirtschaftsinformatikern, auch in Branchen, die vielleicht nicht nach IT oder Management klingen. Große IT-Dienstleister wie Google, Amazon und Facebook sind Arbeitgeber, die Verwendung für fähige Wirtschaftsinformatiker haben. Aber auch Firmen aus den Bereichen Telekommunikation und Logistik sowie die Autoindustrie benötigen Personal für ihre Informations- und Kommunikationssysteme.

Eine weitere Möglichkeit ist es, das Bachelorstudium durch einen Master zu erweitern. Dieser kann entweder als Vollzeitstudium, teilweise aber auch berufsbegleitend an den Wochenenden absolviert werden. Er erlaubt es, die Fähigkeiten durch eine Spezialisierung zu vertiefen.

Ausblick nach dem Studium

Die Möglichkeiten, die sich Wirtschaftsinformatik-Absolventen bieten, sind weitreichend. Er kann sich auf einen bestimmten Softwareanbieter, eine Branche oder eine Projektmanagementmethode spezialisieren und als Freelancer tätig werden. Selbstständig kann er IT-Projekte beraten und sein Wissen verschiedenen Firmen zur Verfügung stellen. Dies ist eine sehr flexible Möglichkeit und bietet sich vor allem für Menschen mit einem hohen Grad an Selbstorganisation an.

Eine zweite Möglichkeit ist es, eine Anstellung in einem Unternehmen zu suchen. Dies erlaubt es, die bereits bestehende IT-Landschaft kennenzulernen und diese mit der Zeit zu optimieren und zu erweitern. Eine Anstellung ist weniger selbstständig, bietet dafür aber mehr Sicherheit und keine Abhängigkeit von Aufträgen.

Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Berufsbild

Eine Weiterbildung ist sowohl im IT- als auch im Management-Bereich möglich. Zertifizierungen für Methoden wie Prince2 oder Scrum ermöglichen es, die Projektmanagement-Fähigkeiten zu vertiefen. Auch Softskill-Trainings für Mitarbeiterführung, Coaching oder Kommunikation können Vorteile im Berufsleben oder bei der Bewerbung für neue Stellen helfen. Im Informatikbereich kommt es dagegen vor allem auf die Soft- bzw. Hardware an. Hier können häufig Kurse und Zertifizierungen der einzelnen Software-Anbieter durchgeführt werden, die bescheinigen, dass man sich mit dieser auskennt und sie bedienen kann.

Weiter- und Fortbildung wird immer eine Pflichtaufgabe für den Wirtschaftsinformatiker bleiben. Informationstechnologie verändert sich ständig, alte Hardware wird durch neue ersetzt, langsame Software durch schnelle. Dies erfordert ebenfalls ein ständiges Umdenken bei den Mitarbeitern, die diese Informations- und Kommunikationssysteme planen, warten und entwickeln (5).

Weiterführende Links