8 Punkte Checkliste Selbständigkeit

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Der Schritt in die Selbstständigkeit erfordert eine genaue Planung. Es spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle, ob es sich um eine Neugründung oder eine Übernahme eines Unternehmens handelt. Dieser Gründerfahrplan beziehungsweise das Gründerkonzept sollte so erarbeitet sein, dass alle die Gründung betreffenden Entscheidungen hieraus abgeleitet werden können. Dies betrifft insbesondere die Gespräche zur Bewilligung von Förder- und Finanzierungsmitteln, ohne die im Regelfall keine Gründung erfolgen kann.

Es sollte zudem frühzeitig intensiv darüber nachgedacht werden, Berater mit in das Boot zu holen. Es ist kein Makel, einen Gründercoach zu engagieren, es ist eher weitsichtig, auf die Hilfe und Erfahrung zu setzen. Auch die örtlichen Industrie- und Handelskammern bieten entsprechende Beratungen an. Im Verlauf der Checkliste wird deutlich werden, warum eine gute Beratung zum Erfolg der Unternehmensgründung führen kann.

Hervorragende Ideen und Visionen sind ein wichtiges Motivationsmerkmal und Grundstein der Gründung. Das Gründungskonzept sollte darüber hinaus konkret die Ziele und Umsetzungsstrategien festlegen und formulieren. Die nachfolgende Checkliste sollte dies ermöglichen.

1. Das Gründerprofil

Die fachlichen und kaufmännischen Qualifikationen des Gründers sind darzustellen. Die unternehmensrelevanten Erfahrungswerte, die bis zum Zeitpunkt der Gründung gesammelt werden konnten, spielen für das Gründerprofil eine große Rolle. Es muss klar erkennbar sein, welche Stärken der Gründer hat und warum er in der Lage ist, ein Unternehmen zu führen. Erfahrungen beispielsweise in Mitarbeiterführung, Marketing oder Kalkulation sind besonders hoch zu bewerten. Es muss allerdings auch hervorgehen, in welchen Bereichen gegebenenfalls Nachholbedarf besteht, oder fachliche Hilfe hinzugeholt wird.

2. Die Geschäftsidee

Die Geschäftsidee muss für jeden, also auch für Laien, klar verständlich und detailliert ausformuliert sein. Welche Produkte und Dienstleistungen werden angeboten? Warum ist das Angebot so besonders und was ist das Alleinstellungsmerkmal? Welche Schwerpunkte sollen innerhalb des Angebotes gesetzt werden?

Auch die Zielgruppe des Angebotes ist in diesem Punkt zu benennen. Es sollte herausgestellt werden, warum diese Zielgruppe ausgewählt wurde und welchen Nutzen sie von dem Angebot hat. Es ist sinnvoll, sich bei dieser Ausarbeitung mit den Kundenwünschen auseinanderzusetzen. Ohne das Wissen um die Kundenwünsche kann ein Angebot nicht erfolgreich platziert werden.

Zu einem guten Gründungskonzept gehört auch, Meilensteine für die Gründung zu setzen, beispielsweise, wo das Unternehmen in fünf Jahren stehen soll.

3. Der Markt, der Standort und der Wettbewerb

Dies ist ein zentraler Punkt des Gründungskonzeptes. Nicht selten stellen Gründer fest, dass das Segment, in dem sie ihr Produkt anbieten möchten, bereits gesättigt ist. Es kann durchaus sinnvoll sein, die Geschäftsidee mit diesem Wissen noch einmal zu überarbeiten und Nischen herauszufinden, in denen Bedarf besteht. Ein guter Berater wird hier hilfreich zu Seite stehen.

Zuerst sollte die Branche als solche und die Entwicklung innerhalb der Branche analysiert werden. Hieraus sollte sich eine Liste der Chancen und Risiken in der Branche ergeben. Im zweiten Schritt sollte die Wettbewerbssituation im Umkreis des geplanten Betriebssitzes überprüft werden. Ist der Wettbewerb im gewünschten Segment zu hoch, kann über einen anderen Standort nachgedacht werden.

Es ist vor allem zu überprüfen, welche Stärken die Wettbewerber haben, welche Geschäftstätigkeit sie ausüben und welche Strategien sie verfolgen. Eine große Sorgfalt der Analyse ist hier erforderlich. Nur, wer seine Konkurrenz kennt, wird ihr erfolgreich begegnen.

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4. Die Marketingstrategie

Bereits mit der Geschäftsidee sollten für die spätere Marketingstrategie erste Überlegungen angestellt sein, so die Zielgruppe und das Alleinstellungsmerkmal des Produktes. Letzteres sollte nun in die Überlegung einfließen, warum ein Kunde genau dieses Produkt will und keines der Mitbewerber. Die Vorteile gegenüber den Produkten des Mitbewerbers sind klar zu benennen. Der Preis des Produktes und somit die Preisstrategie sind zu berücksichtigen.

Diese Überlegungen sollten nun in die Maßnahmen für Kundenakquise und Werbung eingebracht werden. Es bedarf unterschiedlicher Werbemittel, um Kunden zu erreichen und diese auch zu halten. Es spielt zudem für die Entwicklung der Werbemittel eine Rolle, ob bereits Kundenkontakte oder Aufträge vorliegen.

Das Erscheinungsbild des Unternehmens darf nicht vergessen werden. Die Entwicklung dieser Corporate Identity ist bedeutend für das Auftreten in der Öffentlichkeit. Gleiches gilt für das Corporate Design der Produkte.

Ist ein Gründer unerfahren in diesen Bereichen, sollte er diesen wichtigen Baustein des Unternehmenserfolges in professionelle Hände abgeben. Hierbei geht es nicht nur um die Entwicklung dieser Strategie, sondern auch um die Erfolgskontrolle, die organisiert werden muss. Das Budget für Marketing und Akquise ist entsprechend zu planen.

5. Die Organisation- und Mitarbeiterplanung

Grundsätzlich ist bei der Organisationsplanung zu erörtern, welche Rechtsform das Unternehmen erhalten soll. Die Auswahl sollte sorgsam überlegt sein. Ebenso ist zu prüfen, welche rechtlichen und behördlichen Voraussetzungen für die Betriebsgründung zu erfüllen sind. Fachliche Beratung ist zu empfehlen. Gleichzeitig muss der Gründer die Aufgaben- und Verantwortungsbereiche des Unternehmens planen. Hierzu gehört auch, welche Bereiche der Unternehmer selbst abdecken kann und, ob Mitarbeiter erforderlich sind und welchen Bereichen sie entsprechend ihrer Qualifikation zuzuordnen sind. Auch ein sogenanntes „Outsourcing“ von Teilbereichen des Unternehmens, beispielsweise Buchhaltung, Vertrieb oder Marketing, sollte überdacht sein.

Die Mitarbeiterplanung sollte detailliert geschehen. Es gilt auch erste Überlegungen für Urlaubs- oder Krankheitszeiten anzustellen, oder für saisonale Spitzenzeiten.

6. Die Betriebsstätte

Nicht allein der Standort des Unternehmens spielt eine Rolle, auch die Ausstattung des Betriebes. Ist der Betrieb gut für Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten zu erreichen? Verkehrsanbindungen und Parkmöglichkeiten sollten überprüft werden.

Welche Räumlichkeiten muss der Betrieb aufweisen? Sind nur Büroräume erforderlich oder müssen Ladenlokal, Lager, Werkstatt oder Produktionshalle eingeplant werden? Der Gründer sollte zudem überlegen, ob die Räumlichkeiten erweitert werden können, sollte dies erforderlich werden.

Zu berücksichtigen ist auch, ob der Betrieb einzelnen Bestimmungen des Baurechts oder der Gewerbeordnung unterworfen ist. Dies muss vor Anmietung sichergestellt sein. Natürlich gilt es auch, die Höhe der Miete zu bedenken. Die Ausgestaltung des Mietvertrages auch hinsichtlich der Mietdauer muss vorgenommen werden.

Schlussendlich ist die Betriebsausstattung zu planen. Es sollte überlegt werden, welche technischen Geräte – beispielsweise Maschinen, Fahrzeuge, Büroausstattung oder Materialien – zwingend für Aufnahme des Betriebs erforderlich sind und welche später angeschafft werden können.

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7. Der Kapitalbedarf und die Finanzierung

Ein Hauptgrund für das Scheitern von Gründungen ist ein falsch kalkulierter Kapitalbedarf und nicht ausreichende Finanzierungen oder Fördermittel. Zur Kalkulation sind daher Investitionskosten, Gründungsnebenkosten, Beratungskosten, Kosten für das Marketing und die Kosten für die Anlaufphase detailliert aufzuführen. Idealerweise werden die Kostenarten erläutert.

Die Kosten für die Anlaufphase dürfen nicht unterschätzt werden. Auch die Kosten für Mitarbeiter und die eigene Lebensführung gehören dazu. Es sollte bedacht werden, dass unter Umständen einige Zeit benötigt wird, bis erste Umsätze generiert werden können. Diese Kosten sind daher nicht zu knapp zu bemessen.

Ist der Kapitalbedarf zusammengetragen, gilt es eine ausreichende Finanzierung sicherzustellen. Mögliches Eigenkapital ist zu berücksichtigen. Die Finanzierung kann zum Beispiel über Haus- und Geschäftsbanken und Förderbanken des Bundes und der Länder erfolgen. Die Hilfe eines Beraters kann sich positiv auswirken. Dieser wird die Kalkulation überprüfen und alle Finanzierungsmöglichkeiten und Fördermittelprogramme berücksichtigen. Bürgschaften, Beteiligungen oder Zuschüsse sind in diese Überlegungen einzubeziehen. Erst, wenn die erforderliche Finanzierung sichergestellt ist, kann über eine Betriebsöffnung nachgedacht werden.

 

8. Die Rentabilitätsvorschau und die Liquiditätsplanung

Grundlage für die Entscheidungen der Banken hinsichtlich einer Finanzierung ist auch eine sorgsam erarbeitete Rentabilitätsvorschau. Diese gibt Auskunft darüber, ob die Existenz tragfähig ist. Unwägbarkeiten und Erfolgschancen sind hier gleichermaßen unbedingt realistisch einzubringen. Alle Positionen – unter anderem Umsätze, Materialeinsatz, Aufwendungen für Personal – sind zu erläutern. Idealerweise können hier eigene Erfahrungen hinsichtlich der Umsätze eingebracht werden. Fachliche Berater können mit ihren Erfahrungswerten hilfreich zur Seite stehen. Betriebsvergleichsergebnisse können bei Handwerkskammern eingesehen werden.

Gleiche Bedeutung für die Banken hat die Liquiditätsplanung. Liquiditätsengpässe sind grundsätzlich zu vermeiden. Hierbei gilt es vorauszuschauen, wann genau fixe Kosten anfallen, beispielsweise Mieten, Kreditraten oder Versicherungsbeiträge, und wann mit Zahlungseingängen zu rechnen ist. Gleichzeitig muss berücksichtigt werden, wann Lieferanten zu bezahlen sind. Als Ergebnis dieser Liquiditätsberechnung sollte auch stehen, welche Puffer, bei Engpässen eingeplant sind und welche Reserven eingebracht werden können.

Selbstständig sein, heißt nicht nur, eine Idee zu entwickeln und diese erfolgreich am Markt zu platzieren. Es ist mehr. Selbstständigkeit ist sehr facettenreich. Je genauer die erforderlichen Aufgaben in der Vorgründungsphase erfüllt wurden, umso besser kann in einzelnen Situationen auf besondere Herausforderungen reagiert werden. Sorgfalt und Geduld sollten oberste Maxime sein.

Diese Checkliste muss nicht zwingend Punkt für Punkt abgearbeitet werden. Einige Teile bauen aufeinander auf, andere können parallel erarbeitet werden. In jedem Fall gilt aber: Fachlicher Rat ist immer sinnvoll und zielführend.

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