Notfallsanitäter

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Der Notfallsanitäter ist ein relativ neuer Beruf in Deutschland. Seit 2014 erweitert der Beruf des Notfallsanitäters als höchste nicht akademische Qualifikation die bisherigen Rettungsdienstberufe des Rettungsassistent, Rettungssanitäter und Rettungshelfer. International ist der Notfallsanitäter unter dem Namen Paramedic lange etabliert. Es muss noch mal darauf hingewiesen werden, dass es sich beim Beruf des Notfallsanitäters nicht um den Beruf des Rettungssanitäters handelt, denn diese beiden Berufe werden häufig verwechselt.

Der Notfallsanitäter arbeitet primär auf einem Rettungswagen in der Notfallversorgung des Städtischen oder Hilfsorganisation-getragenen Rettungsdienst. Dort ist er gemeinsam mit einem Rettungssanitäter als Team tätig. Der Notfallsanitäter hat die Befugnis, heilkundliche Maßnahmen eigenverantwortlich auszuführen und ist dem Rettungssanitäter gegenüber weisungsbefugt. Das Berufsbild wurde unter anderem aufgrund des stetig wachsenden Notärzte-Mangels erschaffen. Notfallsanitäter werden wegen der hohen Qualifikation auch in Rettungsleitstellen, Flugrettungsmitteln (z. B. Bundeswehr), Intensiv-Transportfahrzeugen, Krankenhaus-Notaufnahmen oder Intensivstationen eingesetzt. Notfallsanitäter arbeiten zumeist im Schichtdienst. Eine Möglichkeit der Verbeamtung im öffentlichen Dienst besteht zur Zeit noch nicht.

Qualifikation

Zugangsvoraussetzung zur dreijährigen Ausbildung ist ein mittlerer Schulabschluss oder eine vorangegangene Ausbildung. Zusätzlich wird sehr häufig ein vorangegangenes Praktikum im Rettungsdienst gefordert. Im Zuge der Umgestaltung vom Rettungsassistenten-Gesetz zum Notfallsanitäter-Gesetz wurde den bis dahin examinierten Rettungsassistenten die Möglichkeit geschaffen, durch eine Zusatzprüfung und einer Berufserfahrungs-abhängigen Weiterbildung von 480 bis 960 Stunden die neue Berufsbezeichnung führen zu dürfen.

Eignungs- und Einstellungstest

Rettungsdienst-Träger sind häufig städtische Feuerwehren. Diese unterscheiden bei den Einstellungsverfahren oft nicht zwischen Feuerwehr- und Rettungsdienst-Bewerbern. Der Hintergrund ist, dass es so den Rettungsdienst-Angestellten später ermöglicht werden kann, als Quereinsteiger in eine Feuerwehrlaufbahn zu wechseln. Alle Interessenten durchlaufen ein Auswahlverfahren von mehreren Teilen an mehreren Tagen. Eine Sportprüfung, eine schriftliche Kenntnis-Prüfung und ein Einstellungsgespräch gehören meistens dazu. Da der Beruf des Notfallsanitäters nicht nur körperlich, sondern auch seelisch sehr belastend sein kann, sind auch psychologische Eignungstests mittlerweile Teil des Auswahlverfahrens.

Sporttest

Zu Beginn findet der Sporttest statt. Die Bewerber werden im Umfeld einer Sport- oder Trainingshalle mit dort gängigen Sportgeräten (Reck, Barren etc.) auf Kraft und Ausdauer getestet. Schon vorhandene Deutsche-Sport-Abzeichen sind gerne gesehen. Um eine gezielte Vorbereitung zu ermöglichen, werden bei der Einladung zum Auswahlverfahren hilfreiche Trainings-Tipps mitgeschickt.

Schriftliche Kenntnis-Prüfung

Es wird von Bewerbern eine Vorbildung erwartet, die Motivation und konkretes Interesse an diesem Beruf erkennen lässt. Biologie, Chemie, Mathematik sind Standardteile des Tests. Darüber hinaus werden Aufgaben zu folgenden Themen gestellt:

  • Allgemeinwissen
  • Politik
  • Geschichte
  • Sprache
  • technisches Verständnis
  • logisches Denken
  • Konzentrationsfähigkeit

Bewerbungsgespräch

Nach erfolgreicher Teilnahme der vorangegangenen Tests findet ein klassisches Bewerbungsgespräch statt. Dabei wird auf folgende Soft Skills des Bewerbers wert gelegt.

  • Konfliktbewältigung
  • Kritikfähigkeit
  • Kommunikationsfähigkeiten
  • Interkulturelle Kompetenz
  • Stressbewältigung
  • Belastbarkeit

Ist der Rettungsdienstträger eine Hilfsorganisation wie das Deutsche-Rote-Kreuz, der Malteser-Hilfsdienst oder die Johanniter-Unfallhilfe ist es selbstverständlich gewünscht, dass sich Bewerber mit den religiösen Grundsätzen der Organisation identifizieren. Deshalb ist es von Vorteil, wenn Bewerber schon Mitglieder der vorhandenen Jugend- oder Ehrenamtsabteilungen sind.

Ausbildung

Die Auszubildenden bewerben sich bei einer zur Ausbildung staatlich berechtigten Rettungswache. Dort findet die praktische Ausbildung statt. Vom Träger dieser Rettungswache werden die Auszubildenden an einer kooperierenden staatlich zugelassenen Rettungsdienstschule angemeldet. Dort findet die theoretische Ausbildung statt. Die dreijährige Ausbildung gliedert sich in 1920 Stunden Theorieunterricht in der Schule und 1960 Stunden Praxisunterricht auf der Rettungswache, verteilt auf Blöcke von jeweils mehreren Wochen. Zusätzlich sind mehrere Krankenhauspraktika von insgesamt 720 Stunden in den Abteilungen Intensiv, Anästhesie und Notaufnahme abzuleisten.

Die Ausbildungswachen und Schulen befinden sich oft noch im Aufbau- oder Verbesserungsprozess. Eine Beteiligung der Auszubildenden an der Lehrplangestaltung bringt zusätzliche Motivation mit sich. Die Auszubildenden profitieren von modernsten pädagogischen Lernmodellen und frischen motivierten Lehrkräften. Die Auszubildenden nutzen modernste Lernmaterialien und „Homeschooling“ ist ebenso unproblematisch möglich.

Ausblick

Mit bestandenem Staatsexamen und nach dem Erhalt der Berufsurkunde steht dem Notfallsanitäter wie zu Anfang beschrieben ein riesiges Feld an Berufsmöglichkeiten offen. Es gibt eine Vielzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten und Zusatzqualifikationen. Ein Studiengang ist bis heute noch nicht geplant.