Unsere Gesellschaft wird immer älter, daher nimmt die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen stetig zu. Das stellt Angehörige und Pflegende vor eine große Herausforderung, denn wie sollen sie die Erkrankten pflegen und begleiten?
Demenz ist weit mehr als Vergesslichkeit, denn je nachdem wie die Krankheit verläuft, kommt es zu Einschränkungen der kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Betroffen ist vor allem das Kurzzeitgedächtnis, Denkvermögen und Sprache sowie Motorik. Es kommt zu einer kompletten Veränderung der Persönlichkeitsstruktur.
Viele Pflegekräfte sind mit einer fachgerechten Betreuung demenzkranker Menschen überfordert und benötigen daher ein besseres Verständnis dieser Krankheit.
Die Pflege und Betreuung demenzkranker Menschen, bringt Angehörige schnell an die Grenze der Belastbarkeit. Der Demenzexperte fungiert als zentraler Ansprechpartner für alle Fragen, die im Zusammenhang mit der Krankheit entstehen. Der Schwerpunkt liegt auf einer Begleitung sowie Beratung von Angehörigen, mit Hilfs- und Gesprächsangeboten. Dazu kommt die Begleitung demenzkranker Menschen in ihren verschiedenen Krankheitsphasen, um sie zu unterstützen und bei ihren Alltagsaktivitäten zu motivieren. Innerhalb von Einrichtungen steht der Demenzexperte seinen Berufskollegen mit Expertenrat zur Seite und unterstützt sie bei der täglichen Pflege.
Weiterbildung für Mitarbeiter aus dem medizinischen Bereich
Die Weiterbildung zum Demenzexperten richtet sich vor allem an Mitarbeiter aus dem medizinischen Bereich.
Besonders sinnvoll ist die Ausbildung für:
- Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal
- Mitarbeiter/innen aus Pflegediensten und Seniorenbetreuungen
- Mitarbeiter/innen in Krankenkassen und Sanitätshäusern
- Ärzte mit spezieller Fachrichtung
- Apotheker
- Physiotherapeuten
Die Kurse vermitteln das erforderliche Fachwissen, um demenzkranke Menschen verantwortungsvoll und wertschätzend zu betreuen, um ihnen so ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Der Teilnehmer erhält eine Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten der Betreuung und Beschäftigung demenzkranker Menschen, um sich in die Lebenswelt eines erkrankten Menschen einzufühlen. Dabei spielen auch organisatorische Möglichkeiten eine Rolle, um das Thema Demenz in Altenpflegeeinrichtungen, Tagespflegen oder Kliniken zu integrieren. Damit soll die Handlungskompetenz sowie die Kommunikationsfähigkeit erhöht werden, um auch extreme Situationen zu bewältigen.
Online Learning neben dem Beruf – unabhängig von festen Zeiten
Eine Ausbildung zum Demenzexperten wird in der Regel von Fachakademien durchgeführt, meist in Form von Online-Learning oder Fernunterricht. Bei vielen Anbietern wird eine medizinische Vorbildung sowie mindestens 1 Jahr Berufserfahrung vorausgesetzt, um an der Prüfung teilnehmen zu können. Ungelernte Teilnehmer können zunächst eine Ausbildung zur Betreuungskraft nach § 45b SGB XI absolvieren, um sich auf eine Tätigkeit in Pflegeeinrichtungen vorzubereiten. Ähnlich verläuft die Ausbildung zum Demenzbegleiter als Betreuungskraft gemäß §§ 43b, 53c SGB XI. Hier liegt der Schwerpunkt allerdings mehr auf der Begleitung von Senioren im häuslichen Umfeld.
Im E-Learning dauert die Ausbildung zum Demenzexperten 6 Monate und ist modular aufgebaut. Der Vorteil ist, dass der Teilnehmer selbst entscheidet, wann und wo er lernt. Skripte und schriftliche Unterlagen untermauern die Lernmodule und dienen als Nachschlagewerk. So können die Teilnehmer bequem von zu Hause, neben dem Beruf lernen. Die Abschlussprüfung erfolgt ebenfalls online, nach dem Multiple-Choice-Testverfahren. Neben instituts-internen Zertifikaten, arbeiten einige Unternehmen mit der DEKRA zusammen, die ein eigenes Zertifizierungsverfahren entwickelt hat.
Integration und Einordnung in unser Gesundheitssystem
Auf dem Lehrplan steht ein umfangreiches Wissen zum Thema Demenz und deren Einordnung in unser Gesundheitssystem.
Dazu gehören Themen wie:
- Grundlagenwissen zum Thema Demenz
- Diagnostik, Behandlung und Pflege im Zusammenhang mit der Krankheit
- Versorgung von Menschen mit Demenz im Gesundheitssystem
- Möglichkeiten der Prävention mit Bewegung und Ernährung
- Therapiemöglichkeiten ohne Medikamente
- Schulung und Unterstützung von Angehörigen
- Besondere Lebenssituationen bei Demenz
- Wohn- und Betreuungskonzepte
- Möglichkeiten der Tagespflege
- Gesetzliche Anforderungen, MDK
Demenzexperten arbeiten hauptsächlich in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, in der Reha oder Geriatrie. Die wichtigste Eigenschaft des zukünftigen Demenzexperten ist die Behandlung der Kranken mit Würde und Respekt, sowie eine Kommunikation auf Augenhöhe.
Jeder Krankheitsverlauf ist anders, deshalb muss jeder Betroffene respektiert und individuell unterstützt werden. Daher sollte der Experte über eine hohe Kompetenz verfügen und auf für alle Aspekte sensibilisiert sein. Die Tätigkeitsfelder sind vielfältig, da es hier noch immer zu wenig ausgebildete Fachkräfte gibt.
Lesenswert:
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- Demenzexperten im Krankenhaus
- Deutsche Demenzhilfe
- Interview mit einer Demenzexpertin