Schuldnerberater

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Berufsbild

Ein Schuldnerberater kann wertvolle Hilfestellung leisten und seine Expertise dort einsetzen, wo Menschen ihre Verpflichtungen mit ihrem Einkommen oder Vermögen dauerhaft nicht mehr bezahlen können, auch dann nicht, wenn sie sich schon eingeschränkt haben. Verschuldung kann prinzipiell jede Person treffen. Die individuelle Schuld ist oft marginal. In vielen Fällen entsteht Überschuldung, wenn sich Lebensumstände ganz plötzlich verändern, zum Beispiel durch Trennung vom Lebenspartner, Krankheit, Arbeitsplatzverlust oder Insolvenz eines Arbeitgebers. Ein Schuldnerberater wird aktiv, wenn Menschen von Überschuldung bedroht sind oder sich bereits verschuldet haben.

Er verschafft sich zunächst ein Bild von der finanziellen und sozialen Situation Betroffener, ermittelt zum Beispiel den genauen Umfang von bereits vorhandenen Schulden. Dazu sichtet er eine Vielzahl an Dokumenten, etwa Rechnungen, Mahnungen, Verträge oder Kontoauszüge. Er analysiert, welche Kosten und Ausgaben des täglichen Lebens vorliegen. Dabei kann es um Kosten für die Miete gehen, um solche für Strom oder diverse Versicherungen. Und er beurteilt die Einkommenssituation oder Vermögensverhältnisse der Ratsuchenden und prüft, wo es Einsparmöglichkeiten gibt. Liegen Ansprüche von Gläubigern an die Schuldner vor, prüft er, ob diese legal sind.

Sind alle Dokumente gesichtet und analysiert, erarbeitet der Schuldnerberater einen Plan, mit dem vorhandene Schulden sukzessive abgebaut werden können und rechtmäßigen Forderung von Gläubigern Rechnung getragen wird, etwa mittels Ratenzahlungen. Bevor die Bezahlung möglicher Schulden startet, sichert der Schuldnerberater das Haushaltsbudget Betroffener ab. Wenn Ratsuchende dies wünschen, übernimmt er den kompletten Schriftverkehr und führt notwendige Verhandlungen, zum Beispiel mit Gläubigern.

Der Schuldnerberater hält dabei regelmäßig Kontakt zu den Ratsuchenden und informiert sie über notwendige Schritte. Wenn eine Einigung über den Schuldenabbau nicht getroffen werden kann, berät und unterstützt der Schuldnerberater auch hinsichtlich einer Privatinsolvenz. In vielen Fällen versucht er auch, die Gründe für eine Überschuldung zu analysieren, ermittelt zum Beispiel das Konsumverhalten Betroffener. Er hat auch die Möglichkeit, je nach Situation, weitere Hilfsangebote zu vermitteln, beispielsweise von Familienberatungs- oder Suchtberatungsstellen. Und er kann Betroffenen Möglichkeiten aufzeigen, wie sie Ein- und Ausgaben dauerhaft besser kontrollieren können.

Ausbildung

Wer Schuldnerberater werden möchte, der muss in der Regel ein Studium in den Feldern Soziale Arbeit oder Recht absolvieren. Mögliche Studiengänge, die den Weg in den Beruf ebenen:

  • Soziale Arbeit
  • Rechtswissenschaft
  • Wirtschaftsrecht

Eine weitere Möglichkeit, Zugang zum Beruf Schuldnerberater zu erlangen, ist die Weiterbildung zum Fachanwalt, die nach einem Studium absolviert werden kann.

Regelung der Ausbildung / Ablauf

Soziale Arbeit kann als Präsenzstudium, in Form eines dualen Studiums und als Fernstudium absolviert werden. Auch im Studiengang Wirtschaftsrecht ist die Wahl zwischen dualer Form oder Präsenzform möglich. Die Weiterbildung zum Fachanwalt kann in Vollzeit, Teilzeit und im Fernunterricht durchlaufen werden. Für die Verleihung einer Fachanwaltsbezeichnung gibt es Voraussetzungen: eine anwaltliche Zulassung (mindestens drei Jahre vorliegend) und eine entsprechende Tätigkeit innerhalb der vorangegangenen sechs Jahre.

Dauer

Die Studienzeit für die Studiengänge Soziale Arbeit, Rechtswissenschaft und Wirtschaftsrecht beträgt bezogen auf die grundständige Form, bei der etwa ein Bachelorabschluss erworben wird, 6-8 Semester. Weiterführende Studiengänge, bei denen bei Abschluss zum Beispiel der Mastertitel erzielt wird, dauern sie im Allgemeinen 2-4 Semester. Die Dauer der Weiterbildung zum Fachanwalt variiert je nach Unterrichtsmodell (Vollzeit, Teilzeit, Fernunterricht).

Abschluss

Nach einem Studienabschluss ist die Tätigkeit als Schuldnerberater in vielen Bereichen möglich. Typische Branchen sind etwa Sozialwesen, Rechtsberatung, Öffentliche Verwaltung oder Politische Parteien, Organisationen und Verbände.

Ausblick nach der Ausbildung

Hochschulabsolventen finden eine Anstellung in Praxen und Kanzleien für Schuldnerberatung, bei kommunalen Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen, bei Verbraucherzentralen oder bei Beratungsstellen, die im Rahmen der freien Wohlfahrtspflege agieren. Auch die Selbstständigkeit kann ins Auge gefasst werden. Dann gründen Schuldnerberater eine eigene Beratungskanzlei oder eine Schuldnerberatungspraxis.

Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten als Schuldnerberater

Schuldnerberater können sich in vielen Bereichen nebenberuflich weiterbilden. Sie haben so die Möglichkeit, hinsichtlich neuer Entwicklungen in ihrem Beruf auf dem Laufenden zu bleiben und sich erweiterte Qualifikationen anzueignen. Je nach Interessenschwerpunkt kommen etwa folgende Weiterbildungen in infrage:

  • Insolvenzrecht, Zwangsvollstreckungsrecht
  • Gesprächsführung
  • Sozialmanagement
  • Interkulturelle Kompetenzen
  • Psychologie – spezielle Anwendungsgebiete

Wer als Schuldnerberater beruflich aufsteigen möchte oder Führungspositionen in bestimmten Bereichen im Auge hat, der kann ein weiteres Studium ins Auge fassen. Je nach vorhandener Qualifikation und bereits abgeschlossenem Studium bieten sich im Rahmen einer Aufstiegsweiterbildung folgende Studiengänge an:

  • Wirtschaftsrecht
  • Soziale Arbeit
  • Öffentliches Recht
  • Rechtswissenschaft

Entsprechend der jeweiligen schulischen oder beruflichen Vorbildung können diese Studiengänge grundständig (mit Bachelorabschluss) oder weiterführend (mit Masterabschluss) absolviert werden.

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